Freitag, 3. September 2010

Was wären wir Ohne die Gemeinschaft? Und was ist die Gemeinschaft ohne das "Wir"?

Man wünscht sich natürlich einen Blick der nicht nur nach links oder rechts geht. Manchmal bedarf es jedoch mehr sich um seine eigene Achse zu drehen um das wahrzunehmen was einem verborgen bleibt.
Manche Menschen fallen dabei sogar hin.
Sollte man diesem Menschen eine Hand reichen und Ihr/Ihm zeigen wie man sich am besten dreht?
Was würde es uns Kosten und wie sehr würde es uns bereichern?
Was meinst du kann es die Person die sich nicht drehen kann erkennen?

Eine Gemeinschaft besteht aus vielen unterschiedlichen Individuen.
Es ist schwer eine Gemeinschaft aufrecht zu erhalten.
Eine Gemeinschaft die im Wir denkt.
Eine Gemeinschaft die hohen Ansprüchen trotzt.
Ist eine positive Veränderung in kurzer Zeit machbar?
Dafür bedarf es wohl mehr als eine Hand.

Mittwoch, 1. September 2010

Der Keimling

Der Keimling

Ich stehe hier in meinem Raum. Ein Raum wie kein anderer. Er ist mir bekannt. Er ist tief in mir verborgen. In diesem Raum steht direkt in der Mitte ein Häuschen aus Glas.
Es ist wunderschön. Der Raum strahlt hell.
Die Wände sind in einem hellen weißen Ton gestrichen. Das Häuschen reflektiert Sonnenstrahlen.
Sie tanzen auf den Wänden und setzen eine starke Wärme frei.
Ich mache kehrt, denn direkt hinter mir gibt es eine Tür. Ich öffne sie und schreite heraus in die Welt.
Die Sonne von draußen blendet mich ein wenig. Ich halte meine Hand vor meine Augen und blinzel etwas. Es ist ein wunderbares Wetter. Kichernd schau ich auf den Boden. Ich laufe Barfuß und spüre daher das Gras und die Erde unter meinen Füßen. Es fühlt sich gut an. Die Grashalme streifen und kitzeln mich. Mein Verlangen zu rennen ist groß. Ich nutze die Gelegenheit und renne den nächsten Berg empor. Im Augenwinkel sehe ich einen Weg. Er ist aus Backsteinen gepflastert, aber ich laufe doch lieber auf dem weichen Boden. Schlussendlich erreiche ich mein Ziel. Hier auf dem Berg ist die Aussicht atemberaubend. Ich schnappe nach Luft.
Mein Blick wandert über die Berge, über einen großen See und ein Tal. In der Ferne scheint die Welt unendlich und unergründlich. Ich würde so gern weiter schauen, aber meine Sicht endet direkt an einem Meer aus Wäldern. Bäumen die wie Gras aus der Erde sprießen.
"Hey, dort steigt jemand den Berg herauf", flüster ich zu mir selbst. Ich freue mich bereits auf diese Person. Wer mag das wohl sein?
Ich erkenne das Gesicht nicht. Ich kenne diese Person nicht. Trotzdem schenke ich mein schönstes lächeln und ergreife anschließend die Hand des Menschen. Ich zeige stolz die Aussicht.
Ich deute auf die Wälder, das Tal und auch den See.
Ich ziehe an dem Arm des Fremden. Das Gesicht wird deutlich und ich kann ein zögerliches lächeln erkennen. Ich möchte diesen Mensch gern lächeln sehen. Was könnte ich sonst noch zeigen?
Mein Blick fällt auf die Lichtung im Wald. Dort, genau dort steht mein Raum.
Bis zu meinem Haus ist es ein weiter weg. Ich möchte hinunterlaufen und mich vom Gras kitzeln lassen, aber das wird nicht möglich sein, denn meine Begleitung trägt Schuhe.
Nun ist es diese Person die mich zieht. Sie deutet auf den Weg. Wir laufen nun auf dem Weg entlang.
Der Boden ist hart und warm. Es fühlt sich unrecht an, aber ich kann den Weg nicht verlassen.
Das Backsteinpflaster endet und nun laufe ich auf Kieselsteinen.
Meine Füße fangen bereits an zu schmerzen. Mir kam der Weg zu meinem Raum noch nie so lang vor. Kurz bevor wir auf die Lichtung treten müssen wir durch den Wald.
Bevor ich voran laufe, um den Weg zu weisen werfe ich einen Blick zurück.
Ich bin überrascht und zum Teil schockiert. Ich kann das Gesicht erkennen.
Nach diesem langen Marsch kommt mir der Mensch an meiner Seite näher vor.
Von diesem positiven Ereignis beflügelt setzen wir unseren Weg fort.
Die Sonnenstrahlen funkeln schon wie Perlen durch das Geäst.
An manchen Stellen kann man den Himmel sehen.
Ich trete als erste auf die Lichtung, schaue zum Himmel empor und atme tief ein und aus.
Ich renne zu meinem Raum, drehe mich schlagartig um und deute mit einen strahlenden Lächeln auf meinen Raum. Er ist nicht mehr da. Ich stehe alleine hier vor meinem Raum.
Alleine auf der Lichtung, die mir nun fremd vor kommt.
Mein Herz fängt an zu rasen. Es schlägt unregelmäßig und schnell.
Meine Hände zittern und ich fange vor Aufregung an zu schwitzen.
Ich starre die Tür an und realisiere erst jetzt das sie offen steht.
Ich halte den Atem an als ich die Tür leicht aufstoße.
Meine Sicht verschwimmt. Ich setze einen Schritt in meinen Raum.
Tränen sammeln sich in meinen Augen.
Sie prasseln nieder zu Boden, versinken im Nichts meiner Selbst.
Meine Füße werden weich. Ich kann kaum noch auf Ihnen stehen.
Mit letzter Kraft bewege ich mich zur Mitte des Raumes.
Ich falle auf die Knie, senke meinen Blick.
Mein Haus, mein schönes Haus.
Es strahlt keine Sonnenstrahlen mehr aus. Es spendet keine Wärme mehr.
Ein Lichtstrahl von draußen spendet mir Trost und lässt mein gläsernes
Haus noch einmal Licht für mich reflektieren.
Doch es ist zu spät für mich. Ich versinke in dem Meer aus Traurigkeit.
Tausend Tränen prasseln herab. Ich kann nicht aufhören.
Ich kann sie nicht stoppen.
An den Stellen wo meine Tränen fallen wachsen die blutroten Rosen mit ihren spitzen Dornen.
Ich nehme es kaum Wahr. Sie wachsen und wachsen.
Vor der Tür fangen riesige Dornenranken an zu wuchern.
Die Tür schließt sich langsam.
Ich höre das Klicken des Schlosses im Unterbewusstsein.
Dieses Geräusch lässt mich aufschnellen und zur Tür rennen, aber vergeblich.
Mein kläglicher versuch mich von dem Gewächs zu befreien endet damit das ich mich
schneide. Blut läuft herab an meinem Zeigefinger.
Es schmerzt sehr und ich spürte das Pulsieren.
Ich schließe die Augen für einen kurzen Moment.
Etwas in mir hat sich geändert. Ein Keimling sitzt an meinem Herzen.
Mein Haus ist in viele kleine Splitter zerbrochen.
Sie liegen dort am Boden und glühen wie die Glühwürmchen in der Nacht.
Ich setze mich im Schneidersitz hin und beginne mein Haus neu zu errichten.
Tausend und aber Tausend kleine Splitter und jeder differenziert sich.
Sie sind rasiermesserscharf. Ich beginne sie zusammen zu setzen.
Es bereitet mir Schwierigkeiten, da das Licht immer mehr abnimmt.
Licht, bitte gewähre den Schatten einhalt.
Das Licht verschwindet aus meinem Raum.
Ich bin in Dunkelheit gehüllt. Meine Hände fangen an zu zittern.
Ich baue mein Haus weiter im dunkeln auf. Stück für Stück.
Träne um Träne. Ich merke es nicht, aber der Keimling der sich an meinen Herzen
gesetzt hat fängt an zu wachsen. Eine Ranke bildet sich darum.
Die Stunden vergehen.
Die Tage vergehen.
Ist es Tag oder ist es Nacht?
Ich weiß es nicht mehr.
Ich arbeite noch immer an meinem Haus.
Der Keimling ist nun kein Keimling mehr.
Er ist in seinem Endstadion angekommen.
Er hat mein Herz komplett befallen.
Ich kauer mich auf den Boden. Die Müdigkeit überfällt mich und ich fange an zu träumen.
In dem Traum ist mein Haus wieder errichtet und strahlt so hell wie noch nie.
Als ich aufwache sehe ich ein Licht kurz aufflackern.
Mein Haus! Es hat geleuchtet. Es fehlen nur noch ein paar Stücke am Dach.
Ich setze sie schnell hinzu und schaue gespannt in das Dunkel,
aber ich erkenne nichts. Ich höre ein merkwürdiges Geräusch an der Tür.
Ich hebe mein Haus auf und halte es Nah an mein Herz.
Meine Schritte sind sehr vorsichtig.
Ein Lichtstrahl leuchtet plötzlich durch das Schlüsselloch.
Die Ranken sind verwelkt und lösen sich auf.
Ich öffne die Tür. Weil es so grell ist muss ich heftig blinzeln.
Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an das Licht.
Ich trete heraus in das Licht. Neben meinem Raum hat sich ein kleiner See gebildet.
Ich trete näher heran. Als ich jedoch mein Spiegelbild sehe erstarre ich.
Mein Haus ist nicht mehr das was es mal war.
Es ist mit Blut durchtränkt. Erst jetzt merke ich wie groß mein Schmerz ist.
Meine Hände sind zerrissen und mit Blut verschmiert.
Meine Leinenkleidung ist nicht mehr hell und leuchtend.
Es ist mit roten Flecken bedeckt.
Ich stelle mein Blutrotes Haus neben mich auf den Boden.
Ich tauche meine Hände in das kühle Wasser. Es schmerzt und Blut entweicht.
Mein Blut vermischt sich mit dem Wasser.
Es wird zu einem Element. Nachdem ich mit dem waschen meiner Kleidung fertig bin,
fange ich an mein Haus zu säubern. Ich möchte das es die Sonnenstrahlen in sich aufnimmt und
mir wieder Wärme und Licht spendet.
Mein Haus glitzert in der Sonne. Ich hebe es hoch damit es dem Licht noch näher kommt.
Nun trage ich es wieder hinein in meinen Raum und stelle es an dem Platz wo es hingehört.
Mein Raum leuchtet wieder!
Plötzlich überkommt mich ein stechender Schmerz in der Brust.
Mir fällt es schwer zu atmen, daher taumel ich und stütze mich am Boden ab.
Der einst so kleine Keimling ist nun eine Dornenranke geworden.
Die Dornenranke hat sich um mein Herz gewickelt.
Sie hat sich wie eine Schlinge zusammengezogen.
Die Dornen bohren sich mit jedem Herzschlag tiefer hinein.
Ich versuche mich unter Kontrolle zu bekommen.
Die Schmerzen mit jedem Atemzug zu unterdrücken.
Bald werde ich dazu fähig sein.
Ich schließe die Tür hinter mir und schreite abermals hinaus in die Welt.
Ich trage nun Schuhe an meinen Füßen und gehe auf einem Weg.
Ich blicke nicht zurück zu meinen Raum.
Ich brauche es auch nicht, denn ich weiß, keiner wird diese Türschwelle je mehr übertreten.
Die Dornenranken gewähren keinen Eintritt mehr.
Und die Dornenranke um meinem Herzen wird mir ein täglicher
Begleiter sein. Sie wird mich daran erinnern wer ich war und wer ich bin.
Die Dornenranke die aus meinen eigenen Tränen entstanden ist. Aus meiner eigenen Traurigkeit ist der Keimling der Verbitterung entstanden.